Active Sourcing: Ein sinnvolles Recruiting-Instrument

Wer auf dem Arbeitnehmermarkt die Gunst der Bewerber bekommen möchte, braucht eine ausgefeilte Recruiting-Strategie. Nicht selten haben vor allem qualifizierte Bewerber den Vorteil, sich ihren Arbeitgeber aussuchen zu können. Der Fachkräftemangel hat zu einem Umdenken der Firmen geführt. Nicht nur die Kandidaten bewerben sich – auch die Unternehmen sehen sich teilweise zur direkten Kandidatenansprache gezwungen. Dieses Vorgehen wird als Active Sourcing beschrieben.

Welche Methoden des Active Sourcing gibt es?

Wie der Name bereits nahelegt, handelt es sich hierbei um einen aktiven Prozess. Stellenanzeigen und Karrierewebsites funktionieren hingegen eher passiv. Hier möchten wir Ihnen fünf Methoden des Active Sourcing vorstellen:

Talentpool

Konnten Sie bereits erfolgreich Talente an Ihr Unternehmen binden und haben einen Talentpool, müssen Sie nicht ganz von vorne anfangen. Ehemalige Werkstudenten, Praktikanten oder Auszubildende, die beispielsweise den Anforderungen einer Stelle früher nicht entsprachen, nun aber das Anforderungsprofil erfüllen, sind eine wichtige Quelle. Auch kann es erfolgsführend sein, junge Nachwuchskräfte zu einer qualifizierteren Stelle zu entwickeln.

Profile Mining

Beim Profile Mining werden Nutzerprofile in sozialen Netzwerken gesichtet, um diese hinlänglich ihrer Qualifikation zu überprüfen. Damit die Suche zielführend ist, sollte ein Bewerberprofil mit allen Qualifikationen und Anforderungen vorab klar definiert werden. Die Qualifikationen können bei Xing und LinkedIn auch direkt gesucht werden. Wer Xing kostenpflichtig nutzt, hat außerdem Zugriff auf den Xing Talentmanager, welcher die Suche durch erweiterte Recruiting-Filter noch präziser gestaltet. Unabhängig davon ist es bei der Kandidatensuche generell empfehlenswert, nach folgenden Kriterien zu filtern:

  • Aktuelle Jobposition
  • Demografische Kriterien, wie z.B. der Wohnort
  • Skillset
  • Branche
  • Entwicklungsmöglichkeiten

Sobald eine Vorauswahl an Kandidaten getroffen wurde, gilt es die Kandidaten anzuschreiben. Faustregel beim Active Sourcing ist das Aufsetzen einer individuellen Ansprache. Vorlagen, die als gesammelte Anschreiben verschickt werden, fallen dem Kandidaten negativ auf und reduzieren die Antwortrate. Zudem gibt es für Jobsuchende nichts Nervigeres, als für eine Stelle kontaktiert zu werden, die nicht zu ihren Fähigkeiten passt. Daher ist eine aufmerksame Sichtung der Profile unumgänglich.

Bei einer positiven Rückmeldung des Kandidaten ist eine Bindung an das Unternehmen besonders wichtig. Dabei spielt die Arbeitgebermarke eine tragende Rolle. Mit einem freundlichen Auftreten und einer gepflegten Karriereseite, die die Benefits des Unternehmens illustriert, vergisst der Bewerber bestenfalls sogar die Konkurrenten.

CV Database Search

Bei diesem Active-Sourcing Verfahren werden Lebensläufe auf Jobplattformen und aus Lebenslauf-Datenbanken gesichtet. Kandidaten können dort ihren Lebenslauf hochladen und dann von Unternehmen kontaktiert werden. Über die Google-Suche sind Lebensläufe ebenfalls zu finden. Im Vergleich zu den eher kurz gehaltenen CVs auf Xing oder LinkedIn stehen Personalern durch die „echten“ Lebensläufe noch mehr Informationen zur Verfügung.

Referral Sourcing

Bereits erfolgreich rekrutierte und qualifizierte Mitarbeiter haben nicht nur großes Potential für die besetzte Stelle, sie verfügen aufgrund ihrer Expertise auch häufig über ein großes Netzwerk. Bei der Ansicht der vernetzten Personen können weitere interessante Kandidaten für das Active Sourcing gefunden werden. Darüber hinaus ist ein Mitarbeiterempfehlungsprogramm ein hilfreiches Mittel, um neue Kontakte anzuleiern.

Harvesting

Beim Harvesting wird eine Informationsquelle, beispielsweise ein konkretes soziales Netzwerk, systematisch abgesucht („abgeerntet“). Ein System wäre zum Beispiel das Absuchen der vernetzten Personen der eigenen Mitarbeiter. Ist dieser Prozess abgeschlossen, wird eine weitere Suchmethode angewandt. Dadurch wird schrittweise das gesamte Portal „abgepflügt.“

Warum ist Active Sourcing sinnvoll?

Beim klassischen Bewerbungsverfahren erhalten Personaler häufig viele Bewerbungen von ungeeigneten Kandidaten, da sie z. B. aufgrund ihrer Qualifikation, durch Unstimmigkeiten im Anschreiben oder im Lebenslauf durch das Raster fallen. Beim aktiven Recruiting können Unternehmen gezielt nach Kandidaten, passend zu ihren Anforderungen, suchen. Der Streuverlust, den es bei der klassischen Stellenanzeige gibt, wird reduziert. Fernerhin ist Active Sourcing bei schwer zu findenden Fachkräften durch die zielgerichtete Ansprache oftmals effektiver.

Die Verfahrensweise der direkten Kandidatenansprache ohne Bewerbung gibt es nicht erst seit gestern. Früher erfolgte sie nur in der Regel offline, z. B. auf Jobmessen oder Absolventenkongressen. Durch die Digitalisierung gibt es bei der aktiven Rekrutierung weitaus mehr Möglichkeiten. Dabei können sich Personaler bei klassischen sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder Twitter bedienen, erfolgsversprechender und am meisten verbreitet ist aber die Ansprache auf sozialen Karrierenetzwerken wie LinkedIn und Xing.

Herausforderungen des Active Sourcing

Um bei der direkten Kandidatenansprache erfolgreich zu sein, sollte man ein paar Dinge beherzigen, denn nicht selten erfordert diese Methode Feingefühl. Machen Sie sich bewusst, dass auf den sozialen Medien ein großer Wettbewerb herrscht und interessante Kandidaten sehr viele Nachrichten erhalten. Statt einer von vielen zu sein, sollten Sie durch individuelle Kontaktaufnahmen aus der Masse hervorstechen. Das erfordert zwar ein wenig Recherchearbeit, eine positive Rückmeldung ist somit aber wesentlich wahrscheinlicher. Bedenken Sie auch, dass Active Sourcing nicht einfach nebenbei gemacht werden kann, sondern ein Umdenken und gegebenenfalls eine Umstrukturierung im klassischen HR erforderlich ist. Oft werden auch externe Recruiter (auch Headhunter) hinzugezogen, um allein dieser Tätigkeit nachzugehen. Werden interne Ressourcen zur aktiven Kandidatenansprache aufgebracht, ist eventuell eine Schulung oder Weiterbildungsmaßnahme notwendig.

Tipps zur Kontaktaufnahme

Zu guter Letzt haben wir noch ein paar Tipps zur erfolgsversprechenden Adressierung interessanter Profile.

  1. Vermeiden Sie Massenemails. Diese werden als negativ wahrgenommen und vermindern die Antwortrate.
  2. Bringen Sie das wichtigste am Anfang Ihrer Nachricht auf den Punkt.
  3. Auf detaillierte Unternehmensbeschreibungen sollte verzichtet werden.
  4. Stellen Sie sicher, dass wichtige Informationen nicht vergessen werden.
  5. Verschicken Sie keine kompletten Stellenanzeigen im ersten Kontaktversuch.
  6. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Kandidaten und erklären Sie ihm, warum er der passende ist.
  7. Berücksichtigen Sie, ob der Kandidat gerade offen für einen neuen Job ist.

Fazit: Active Sourcing als erfolgreiche Recruiting-Strategie

Active Sourcing ist bei richtiger Anwendung ein effektives Recruiting-Instrument. Erfolgsentscheidend ist, dass potentielle Kandidaten individuell angesprochen werden und sie ein Gefühl dafür bekommen, wirklich geeignet für die gesuchte Position zu sein. Ohne zu offensiv zu werden, sollte ein Unternehmen versuchen, den Kandidaten an das Unternehmen und dessen Arbeitgebermarke zu binden. So wird Active Sourcing zum Erfolg.

Foto: Pixabay

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