Die Rolle der Candidate Journey im Recruiting

Viele Dinge im Leben lassen sich aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. So hat auch der Bewerbungsprozess zwei Seiten. Auf der einen Seite steht das Unternehmen, das schnellstmöglichst eine Vakanz besetzen will. Demgegenüber stehen die Bewerber, die einen Job suchen. Wenn beide erfolgreich zusammenfinden wollen, müssen sich die gegenseitigen Erwartungen decken. Aber beim Recruiting kommt es nicht nur auf ein fachliches Match und den Cultural Fit an. Sondern es ist ebenfalls wichtig, wie die Bewerbungsphase selbst abläuft – und damit wie Bewerber ihre Candidate Journey erleben.

Candidate Journey Definition
Die Phasen der Candidate Journey
Candidate Journey optimieren

Was ist mit Candidate Journey gemeint?

Ins Deutsche übersetzt bedeutet Candidate Journey schlicht und einfach Kandidatenreise. Der Begriff ist an die aus Marketing und Vertrieb bekannte Customer Journey angelehnt. Dort wird der Kaufprozess bildlich mit einer Reise verglichen, auf der ein Kunde an mehreren Touchpoints Kontakt zum Unternehmen hat, bevor es zum Kauf kommt – oder der Kunde abspringt. Aufs Recruiting bezogen, ist der Ablauf im Bewerbungsprozess mit seinen verschiedenen Phasen aus der Perspektive der Bewerber gemeint – vom ersten Kontakt mit dem potenziellen Arbeitgeber bis zur Absage oder dem Vertragsschluss und anschliessendem Onboarding.

Candidate Journey und Candidate Experience

Zwei verschiedene Begriffe – zwei Paar Schuhe? In engem Zusammenhang mit der Kandidatenreise steht die Candidate Experience. Beides ist untrennbar miteinander verbunden. Denn welche Erfahrungen Bewerber auf ihrer Reise durch den Bewerbungsprozess machen, gibt letztendlich den Ausschlag, ob sie sich für oder gegen den Job entscheiden. Ganz nebenbei können sich diese Erfahrungen auch in einer positiven oder negativen Arbeitgeberbewertung niederschlagen. Um das Recruiting zu optimieren, sollten Unternehmen hinterfragen, welche Art von Candidate Journey sie eigentlich bieten und jede einzelne Phase auf Schwachstellen prüfen.

Die Phasen der Candidate Journey

Üblicherweise wird die Reise durch den Bewerbungsprozess in verschiedene Abschnitte eingeteilt. Wieviele es konkret sind, ist eine Frage der Betrachtungsweise. Manche unterscheiden vier Phasen, andere sogar sechs bis sieben. An dieser Stelle kommt es darauf an, wie kleinteilig man die Candidate Journey aufschlüsselt. In jedem Fall aber gibt es vier Kernphasen:

❶ Aufmerksamkeit und Interesse
❷ Bewerbung
❸ Auswahlverfahren
❹ Einstellung bzw. Absage

Phase 1

Den ersten Kontakt zu einem potenziellen Arbeitgeber hat ein Kandidat in der Regel über die Stellenanzeige. Aufbau und Inhalt der Anzeige entscheiden darüber, ob das Angebot interessant genug ist und weitere Schritte folgen. Dazu gehört dann die Beschaffung zusätzlicher Informationen zum Unternehmen; z.B. auf der unternehmenseigenen Karriereseite und auf Arbeitgeberbewertungs-Plattformen.

Phase 2

Eine Bewerbung an sich ziehen Kandidaten meist erst in Betracht, falls der erste Eindruck und das Unternehmensimage in ihren Augen stimmig ist. Aber wie schnell und unkompliziert können sie ihre Bewerbung einreichen? Dauert das Prozedere zu lange, ist zu umständlich oder fordert man zuviele Unterlagen an, besteht die Gefahr, dass Bewerber abspringen.

Phase 3

Sicher, das Auswahlverfahren benötigt Zeit – aus Sicht der Bewerber oft zuviel. Während der Auswahlphase werden üblicherweise die Jobinterviews geführt. Ein Kandidat prüft hier sehr genau, inwieweit sich seine Vorstellungen mit denen des Arbeitgebers decken. Aber auch, wie die gelebte Atmosphäre mit den bisher gesammelten Eindrücken übereinstimmt.

Phase 4

Die finale Entscheidung für den Job betrifft beide Seiten: Arbeitgeber und Bewerber – immerhin wird dadurch ein Arbeitsverhältnis begründet. Deshalb tendieren viele dazu, das Onboarding ebenfalls als Phase der Candidate Journey zu betrachten. Denn es passiert, dass neue Mitarbeiter nach Vertragsschluss allein gelassen werden und darum dem Arbeitgeber bereits nach kurzer Zeit wieder den Rücken kehren.


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Wen die einzelnen Stufen bzw. Stages der Candidate Journey jetzt ein wenig an das Werbewirkungsmodell «AIDA» erinnern, liegt damit nicht falsch. Schliesslich soll Werbung im Idealfall zum Kauf animieren und die Bemühungen im Recruiting entsprechend in einer Einstellung münden. In beiden Fällen wird das nur gelingen, wenn die Touchpoints auf der Reise dorthin positive Erfahrungen bieten.

Aus Bewerbersicht ist jede einzelne Phase auf der Reise enorm wichtig. Schon ein einziger negativer Eindruck im Bewerbungsprozess kann die Lust auf den nächsten Schritt schnell verpuffen lassen. Unternehmen sollten darum ihr Recruiting an die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe anpassen, damit sie eine optimale Candidate Journey und eine ebensolche Experience bieten können.

Wie kann man die Candidate Journey verbessern?

Schwachstellen im Bewerbungsprozess und damit verbundene, negative Erfahrungen für Kandidaten fallen insbesondere dann auf, wenn Personalverantwortliche versuchen, einmal deren Perspektive einzunehmen. Das bedeutet, die Ebene «Wir suchen XY» gedanklich zu verlassen und zu überlegen «Was erlebt XY, wenn er sich bei uns bewirbt?». Dazu muss jede einzelne Phase der Candidate Journey mit all ihren Touchpoints zum Unternehmen analysiert werden:

  • Sind Stellenanzeigen aussagekräftig und zielgruppenrelevant?
  • Ist das Unternehmensbild über alle Kanäle hinweg stimmig?
  • Bietet die Karriereseite einen authentischen Einblick?
  • Kann man die Bewerbung einfach online einreichen?
  • Ist das Angebot für die Nutzung an mobilen Endgeräten optimiert?
  • Gibt es schnelles Feedback und Informationen zu Ablauf und Dauer?
  • Vermitteln Jobinterviews die Unternehmenskultur und sind transparent?
  • Werden Absagen ehrlich und respektvoll gehandhabt?
  • Wie steht es um die Willkommenskultur und das Onboarding?

Ein konsequente, offene Kommunikation durch das Unternehmen während der gesamten Candidate Journey ist genauso wichtig, wie sich umgekehrt selbst Feedback von Kandidaten einzuholen. So bekommt man zusätzliche Hinweise darauf, wo es gut läuft und wo Verbesserungsbedarf besteht.

Für Unternehmen wäre es fatal, die Bedeutung der Candidate Journey zu unterschätzen. Die Situation am Stellenmarkt hat sich schon längst in Richtung der Arbeitnehmer verschoben. Dieser Effekt wird sich in Zukunft durch Fachkräftemangel und demografischen Wandel zunehmend verstärken. Wer weiterhin gute Mitarbeiter finden und halten will, muss eben schon beim Recruiting ansetzen.


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Beitragsbild: pexels.com // Emmanuel Avila

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