Remote Work Schweiz – ortsunabhängige Jobs

Gehen Sie noch ins Büro? Wenn ja, liegen Sie damit gerade nicht im Trend. Denn 2020 hat eine moderne Form der Arbeit in vielen Bereichen grossen Aufwind erfahren – Remote Work. Die Schweiz war sogar eines der ersten europäischen Länder, das im Janaur 2021 vorübergehend eine Homeoffice-Pflicht eingeführt hat. Obwohl diese Massnahme der Corona-Pandemie geschuldet ist und mancher das Homeoffice mittlerweile satt hat: Ortsunabhängiges Arbeiten wird in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen. Zugegeben, die Vorstellung, seinen Job von überall erledigen zu können, hat schon was. Schwingt da nicht ein Hauch von Flexibilität und Freiheit mit? Mehr Zeit und eine bessere Work-Life-Balance, weil man nicht ständig zum Arbeitsplatz pendeln muss? Das zumindest sind einige der Pro-Argumente, wenn es um Remote Work geht.

Definition: Was heisst Remote Work überhaupt?

Man kann Remote Work wohl am ehesten mit «Fernarbeit» ins Deutsche übersetzen. Dasselbe meint auch der schon länger geläufige Begriff Telearbeit. Laut Definition wird die Arbeitsleistung nicht in der Betriebsstätte des Arbeitgebers erbracht, sondern von einem beliebigen Ort aus. Und das mittels Telefon und Computer. Zwar denken die meisten in dem Zusammenhang wohl als erstes ans Homeoffice. Aber im Grunde genommen ist das nur ein Teilbereich von Fernarbeit. Denn es gibt im Wesentlichen drei Formen:

Teleheimarbeit: Das «klassische» Homeoffice – Mitarbeitende sind ausschliesslich zuhause tätig und haben keinen extra Arbeitsplatz im Unternehmen

Alternierende Telearbeit: Wechsel zwischen Homeoffice und Anwesenheit im Unternehmen – meist tage- oder wochenweise

Mobile Telearbeit: Die Arbeit findet da statt, wo sich der Mitarbeitende gerade befindet – beim Kunden, im Zug oder Auto, auf der Parkbank oder in der Hängematte

Die alternierende Telearbeit bildet das derzeit meistgenutze Modell. Dazu kommen noch einige Sonderformen, wie etwa die Zusammenarbeit in einem Coworking Space oder in eigens eingerichteten Telearbeitszentren. Mit Remote Work sind also ganz verschiedene Arten zu arbeiten gemeint, die sich durchaus überschneiden können. Und das Thema betrifft nicht nur festangestellte Mitarbeitende. Ortsunabhängige Jobs erfreuen sich gerade bei Freelancern und digitalen Nomaden recht grosser Beliebtheit. Vor allem die Gig Economy hat mobile Arbeitsformen zusätzlich beflügelt.

Welche Bedeutung hat Remote Work in der Schweiz derzeit?

Die ersten Versuche mit Telearbeit gab es schon während der 1980-er Jahre. Doch erst der Durchbruch von Digitalisierung und Internet haben die notwendigen Grundlagen geschaffen, dass rein theoretisch eine Menge Menschen keinen festen Arbeitsplatz im Unternehmen mehr brauchen. Manche Berufsgruppen eignen sich besonders gut für Remote Work Jobs. Dazu gehört beispielsweise die Digital-Branche selbst. Programmierer, Entwickler, Webdesigner oder Grafiker müssen nicht zwingend unter demselben Dach sitzen, um gemeinsam an einem Projekt zu arbeiten. Viele weitere Berufe lassen sich remote ausüben – selbst Verwaltungsjobs, wenn die technischen Voraussetzungen stimmen.

Und die sind in der Schweiz nicht schlecht, unter anderem weil High-Speed-Internet nahezu überall verfügbar ist. In den vergangenen Jahren stieg die Zahl derjenigen, die zumindest gelegentlich remote arbeiten, kontinuierlich. Selbstverständlich gibt es eine Menge Berufe, bei denen Homeoffice & Co. überhaupt keine Option sind. Aber selbst dort, wo es ohne Weiteres möglich wäre, ist es nach wie vor eine Minderheit, die ihren Job komplett aus der Ferne erledigt. Zwar hat die Corona-Pandemie den Kreis der Remote Worker stark anwachsen lassen, aber so ganz ohne Anwesenheit im Unternehmen geht es für viele trotzdem nicht.

«Arbeiten Sie aufgrund der Corona-Krise von zuhause aus?» Das wollte statista.com wissen und hat dazu 43.797 Schweizerinnen und Schweizer befragt. Immerhin sind es in den Bereichen Medien, Kommunikation, Technik und Informatik sowie Forschung und Entwicklung mehr als 30 %, die vollumfänglich Fernarbeit leisten. Erstaunlicherweise arbeiten selbst Führungskräfte und Strategen derzeit zu 27 % ausschliesslich remote.* Es scheint also eine Menge möglich zu sein, ohne sich persönlich zu treffen. In welcher Form und in welchem Umfang der Trend zum ortsunabhängigen Arbeiten anhält, wird sich aber erst noch zeigen müssen. Denn neben allerlei Vorteilen gibt es auch Nachteile.

Vor- und Nachteile von Remote Work

Weshalb sich Menschen für Remote Work Jobs entscheiden, hat ganz verschiedene Gründe. Das können schlicht und einfach individuelle Vorlieben sein oder praktische Erwägungen. Wenn der Arbeitsweg wegfällt, spart man schliesslich eine Menge Zeit und Geld und entlastet ganz nebenbei die Umwelt. Job und Familie lassen sich leichter unter einen Hut bringen. Es gibt weniger Ablenkung durch Kollegen, die Produktivität steigt.

● Zeitersparnis
● grössere Produktivität
● flexibleres Arbeiten
● mehr Ruhe und Konzentration

● Abstimmungsschwierigkeiten
● mangelnde Kommunikation
● weniger Struktur
● Isolation

Auf der anderen Seite braucht man wesentlich mehr Selbstdisziplin. Remote Worker neigen dazu, mehr zu arbeiten. Dadurch entsteht schnell Überforderung und der Traum von einer besseren Work-Life-Balance ist dahin. Es fehlt der zwischenmenschliche Kontakt und die Abstimmung untereinander wird schwerer. Gerade wenn Menschen über verschiedene Zeitzonen hinweg remote zusammenarbeiten, kann das zu Verzögerungen führen, die dann die eigene Arbeit behindern.

Was bringen ortsunabhängige Jobs für Unternehmen?

Remote Work Jobs eignen sich ganz bestimmt nicht für jedermann. Trotzdem wünschen sich viele Arbeitnehmende – wenigstens teilweise – eine solche Option zu haben. Und das sind beileibe nicht nur die jungen Generationen, selbst wenn deren Vorstellungen viel zu New Work und flexiblen Arbeitsformen beigetragen haben. Ortsunabhängige Jobs anzubieten, ist bei international tätigen, grossen Unternehmen inzwischen häufig Usus. Aber für viele andere Betriebe mag das noch Neuland sein. Dabei hätten sie durchaus einige Vorteile.

Gerade kleinere Städte und ländliche Regionen sind wegen ihrer Standortnachteile besonders vom Fachkräftemangel betroffen. Wenn es also um gefragte Fachkräfte geht, die nicht unbedingt zu einem Wohnortwechsel bereit sind, kann ein Fernarbeitsplatz ein entscheidendes Argument sein, einen Spezialisten für sich zu gewinnen. Ebenso besteht die Möglichkeit, für einzelne Projekte oder Auftragsspitzen, Freelancer anzuheuern. Das macht die Kosten leichter kalkulierbar. Die Immobilienbranche wird es bestimmt nicht freuen, aber dezentral zu arbeiten, reduziert auch die Notwendigkeit, Büroflächen anzumieten.

Ein grosser Hemmschuh für Remote Work: So manch ein Vorgesetzer glaubt immer noch, er müsse seinen Mitarbeitenden permanent auf die Finger gucken. Sind die nicht vor Ort, fehle einfach die notwendige Kontrolle. Dabei hat sich längst gezeigt, dass ständige Kontrolle kontraproduktiv ist. Man darf und muss an dieser Stelle seinen Mitarbeitenden Vertrauen entgegenbringen. Doch ganz ohne Regeln geht es auch bei der virtuellen Zusammenarbeit nicht. Es sollte klare Absprachen und Aufgabenverteilungen sowie eine Anpassung der Arbeitsorganisation geben. Man kann beispielsweise verschiedene Remote Work Tools einsetzen, um Arbeitsergebnisse für alle Teammitglieder transparent zu machen und die Kommunikation aus der Ferne zu erleichtern.

Remote Work für Personaldienstleister?

Selbst wenn nach Ende der Pandemie viele heilfroh sind, endlich mit den Kollegen im Büro wiedervereint zu sein, wissen andere ortsunabhängiges Arbeiten umso mehr zu schätzen. Bei allem Für und Wider: Die Bedeutung von Remote Work wird zunehmen. Das hat Auswirkungen auf die Personalbeschaffung insgesamt und für Personaldienstleister. Denn passende Kandidaten müssen nicht zwangsläufig aus der näheren Umgebung stammen. Allerdings kommt es hier auch auf die Kunden an. Gemeinsam mit den Kunden Möglichkeiten für Remote Work Jobs auszuloten, erweitert in jedem Fall den Kreis der potenziellen Bewerber. Kandidatensuche und -ansprache können dann auf entsprechende Plattformen ausgedeht werden.

Vielleicht verändert die Zukunft die eigene Arbeitsweise ebenfalls. Im Recruiting lässt sich ja vieles trotz räumlicher Distanz umsetzen. Stellenanzeigen im Internet, Online-Bewerbungsformulare, Telefoninterviews, Videokonferenzen – das gehört im HR-Bereich längst zum Alltag. Andere Dienstleistungen, wie Payrolling oder Personalverwaltung, funktionieren digital genauso gut. Es gibt Software, die die Datenverarbeitung enorm erleichtert und von überall zugänglich ist. Sich als Personaldienstleister mit Digitalisierung und Remote Work auseinanderzusetzen, schafft nicht nur neue Perspektiven, sondern ist eines der Mittel, um am Markt zu bestehen.

Foto: Alexandra Koch | Pixabay.com

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