Ältere Mitarbeitende als Recruiting-Zielgruppe

«Ältere Mitarbeitende gesucht». Einen solchen Satz in einer Stellenanzeige zu lesen, kommt wohl einer Rarität gleich. Dadurch vermittelt sich das Bild, die Generation 50plus in der Schweiz sei als Zielgruppe im Recruiting wenig attraktiv. Diese These wird unter anderem durch die Tatsache gestützt, dass es ältere Arbeitnehmer nach einem Jobverlust schwerer haben, wieder am Arbeitsmarkt Fuss zu fassen. Eigentlich erstaunlich im Hinblick auf den vielerorts beklagten Fachkräftemangel. Doch warum ist das so? Trauen Unternehmen der älteren Generation nichts mehr zu? Und das, obwohl gerade viele Führungskräfte quasi selbst zu den «alten Hasen» gehören?

Welche Bedeutung haben ältere Mitarbeitende für den Schweizer Arbeitsmarkt?

Die momentane demografische Entwicklung in der Schweiz gibt durchaus Anlass zur Besorgnis, denn die Bevölkerung wird immer älter. Das wirkt sich mittel- und langfristig unter anderem auf die Zahl der zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte – die weiter schrumpft – und damit auch auf die Finanzierung der AHV aus. Jüngst hat das Parlament beschlossen, das Pensionsalter für Frauen ebenfalls auf 65 Jahre (bisher 64 Jahre) anzuheben. Zwar ist das noch nicht in Stein gemeisselt, aber die Tendenz ist klar: Menschen länger im Arbeitsleben zu halten, um dem demografischen Wandel zu begegnen.

Ältere Mitarbeitende könnten einer der Schlüssel gegen den Fachkräftemangel sein. Ihre Bedeutung für den Schweizer Arbeitsmarkt steigt stetig. Immerhin ist mehr als die Hälfte aller Arbeitnehmenden hierzulande bereits älter als 40 Jahre. Kurz vor der Jahrtausendwende lag die Erwerbstätigenquote bei den 55 – 64-Jährigen bei 65 Prozent. Zwanzig Jahre später waren es bereits 73 Prozent. Und selbst nach der Pensionierung ist für manche lang noch nicht Schluss. Etwa 20 Prozent aus der Altersgruppe 65 – 74 Jahre gehen – meist in Teilzeit – weiterhin einer Beschäftigung nach. Ein Trend, der wohl weiter zunehmen wird.*

Wer ist die Generation 50plus in der Schweiz?

Ältere Mitarbeitende im Unternehmen werden gerne als «Silberfüchse» bezeichnet, oder ganz modern als «Ageing Workforce». Gemeint sind in der Regel Menschen, die das 50. Lebensjahr überschritten haben – eben die Generation 50plus. Interessanterweise ist diese Gruppe sehr gut qualifiziert. Mehr als ein Drittel von ihnen verfügt über einen tertiären Abschluss. Laut Berechnungen des BfS soll diese Quote bis 2028 auf 43 Prozent anwachsen. Stimmt das Betriebsklima, können sich die meisten vorstellen, mindestens bis zum regulären Pensionseintritt weiterzuarbeiten. Ein weiteres Zeichen für die Arbeitswilligkeit Älterer ist die Rückläufigkeit der freiwilligen Frühpensionierungen.*

Welche Vorteile haben ältere Arbeitnehmer?

Wer gerade die Altersmarke 50 geknackt hat, stünde einem Betrieb theoretisch noch etwa 15 Jahre lang zur Verfügung. 15 Jahre sind – selbst gemessen an der strategischen Unternehmensplanung – ein langer Zeitraum. Kaum ein Berufseinsteiger wird seinem Arbeitgeber so lange treu bleiben. Denn den Horizont zu erweitern und woanders Erfahrungen zu sammeln, zeichnet die berufliche Laufbahn vieler junger Menschen heutzutage aus. Während jüngere also gerne mehrere Positionen durchlaufen, gelten ältere Mitarbeitende als weniger wechselwillig. Bei der Personalplanung kann ein Unternehmen davon profitieren, weil durch weniger Fluktuation mehr Planungssicherheit entsteht.

Außerdem verfügt die Generation 50plus über grosses praktisches Erfahrungswissen. Das betrifft nicht nur berufliche Qualifikationen, sondern beinhaltet auch Lebens- und Arbeitserfahrung. Arbeitnehmende jenseits der 50 zeichnen sich durch mehr Gelassenheit im Job aus. Sie kennen Tricks und Kniffe, die man in der Theorie nicht lernt. Für jüngere Kollegen stellt es eine wertvolle Unterstützung dar, wenn sie einen erfahrenen Mentor an der Seite haben. Nicht zuletzt befördert ein Generationenmix in der Belegschaft den Wissenstransfer in beide Richtungen. Für Unternehmen wäre es deshalb durchaus interessant, bei Vakanzen auch ältere Mitarbeitende ins Visier zu nehmen.

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Schlechtere Chancen für ältere Mitarbeitende?

Trotzdem steht bei vielen Arbeitgebern in der Schweiz die Gruppe der Ü-50 auf der Recruiting-Wunschliste nicht ganz oben. Das spiegelt sich auch in den Arbeitsmarktzahlen wider. Zwar sind ältere Mitarbeitende insgesamt weniger von Kündigungen betroffen. Doch falls sie ihren Job verlieren, bleiben sie überdurchschnittlich lange (mehr als ein Jahr) arbeitsuchend. Etwa 2.5 Prozent der Altersgruppe 55 – 64 Jahre galten 2018 nach einem Jobverlust als langzeiterwerbslos. In allen anderen Altergruppen waren es 1.8 Prozent.* Warum haben Ältere schlechtere Chancen, wieder ins Arbeitsleben zu gelangen?

Sie seien zu teuer, wollten mehr Ferientage und liessen es an Flexibilität vermissen, so heisst es oft. Hinzu kommt, dass ältere Mitarbeitende sich mit jungen Führungskräften schwer täten sowie Veränderungen wenig aufgeschlossen gegenüberstünden. Sicherlich mag das in einigen Fällen zutreffen. Aber häufig liegen die Gründe für mögliche Konflikte zwischen Jung und Alt im Unternehmen selbst. Es mangelt an der richtigen Kommunikation oder Aufgaben passen nicht zu den individuellen Fähigkeiten. Die Weiterbildung älterer Arbeitnehmer wird vernachlässigt bzw. geht an deren Bedürfnissen vorbei, weil Angebote hauptsächlich auf die jungen Talente zugeschnitten sind.

Fazit

Mit dem Alter nimmt die Leistungsfähigkeit ab. So will es die Natur und man kann es nicht wegdiskutieren. Allerdings zeigt die demografische Entwicklung auch, dass das immer später passiert. Verbesserte Arbeitsbedingungen, eine gute medizinische Versorgung sowie eine sich generell wandelnde Lebenseinstellung sorgen nicht nur für eine immer höhere Lebenserwartung. Darüber hinaus bleiben mehr und mehr Menschen im Alter fit. Ein etwas fortgeschrittenes Lebensalter sollte deshalb im Recruiting kein Ausschlusskriterium sein. Im Gegenteil, in nicht allzu ferner Zukunft werden Unternehmen auf ältere Mitarbeitende angewiesen sein. Mit einer altersgerechten Arbeitsplatzgestaltung, flexiblen Arbeitszeiten, einem guten Diversity Management und passenden Weiterbildungen können Unternehmen viel dafür tun, der Generation 50plus Chancen zu bieten und sich im Gegenzug deren Wissen und Fähigkeiten zunutze machen.

Foto: unsplash.com | krakenimages

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