Mitarbeiterbindung – das Betriebsklima zählt

Wer neue Mitarbeitende einstellt, schliesst kaum mehr einen Bund fürs ganze (Arbeits-) Leben. Was früher durchaus normal war, findet sich heute nur noch selten. Denn die Arbeitswelt ist flexibel geworden. Vor allem gut ausgebildete Fachkräfte sind wechselwillig und ziehen dorthin, wo sie die besten Bedingungen vorfinden. Selbstverständlich kann man den Standpunkt vertreten, dass, wer nicht bleiben will, doch gehen soll. Aber die Sache hat einen Haken. Gute Mitarbeitende wachsen nämlich nicht auf Bäumen und wenn sie kündigen, kostet das bares Geld. Deshalb sollten Unternehmen sich von dem Gedanken verabschieden, dass jeder beliebig austauschbar ist und dem Thema Mitarbeiterbindung mehr Aufmerksamkeit schenken.

Was bedeutet Mitarbeiterbindung?

Auf der einen Seite meint Mitarbeiterbindung den Grad, zu welchem sich Mitarbeitende an ihren Arbeitsplatz gebunden fühlen. Je höher dieser Bindungsgrad ist, desto grösser sind Engagement im Job und die Identifikation mit dem Unternehmen. Dabei geht es in erster Linie um die emotionale Bindung. Mitarbeitende, die sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen, ziehen kaum einen Wechsel in Betracht. Ausserdem arbeiten sie effektiver und produktiver.

Andererseits versteht man unter Mitarbeiterbindung alle Massnahmen, um Motivation und Engagement in der Belegschaft zu erhalten bzw. zu verbessern. Das Ziel ist, die Mitarbeiterfluktuation möglichst gering zu halten und besonders die Leistungsträger ans Unternehmen zu binden. Zur Mitarbeiterbindung stehen ganz verschiedene Instrumente zur Verfügung.

Welche Massnahmen zur Mitarbeiterbindung gibt es?

Wer jetzt zuallererst an ein angemessenes Gehalt denkt, hat durchaus Recht. Doch Geld allein ist nicht alles. Noch wichtiger zur Mitarbeiterbindung ist ein gutes Betriebsklima. Das hat unter anderem eine Umfrage von statisa aus dem vergangenen Jahr in der DACH-Region ergeben. Demnach halten 54 % der Befragten ein gutes Betriebsklima für das wichtigste Instrument, um Mitarbeitende zu binden (↗ Umfrage statista.com 2019).

Im Grunde genommen ist das gar kein so überraschendes Ergebnis. Man braucht sich bloss vorzustellen, dass der Gehaltsscheck zwar üppig ausfällt, aber das Betriebsklima aus Missgunst, Stress, Befehl und Gehorsam besteht. Da bleibt die Motivation schon mal auf der Strecke und die Vergütung wird zum Schmerzensgeld. Neben Betriebsklima und Gehalt ist es ein bunter Strauss an Massnahmen, der für eine hohe Mitarbeiterbindung sorgen kann:

  • Flexible Arbeitszeitmodelle und flexible Arbeitsformen (z.B. Homeoffice)
  • Gute Karrierechancen und interessante Aufgaben
  • Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Betriebliche Alters- und Gesundheitsvorsorge
  • Familienfreundliches Arbeitsumfeld (z.B. Betreuungsmöglichkeiten)
  • Ansprechende Arbeitsplatzgestaltung
  • Sondergratifikationen
  • Firmenauto oder Fahrtkostenzuschüsse

Beliebt sind auch kleine Aufmerksamkeiten zu Geburtstagen oder Jubiläen, Kaffee, Tee und Wasser soviel man mag und der berühmte Kickertisch im Pausenraum nebst Obstkorb. Kurzum, zur Mitarbeiterbindung eignet sich alles, was für ein positives Arbeitsumfeld sorgt und Mitarbeitende zufrieden stellt.

Warum ist Mitarbeiterbindung wichtig?

Wenn ein Mitarbeitender das Unternehmen verlässt, reisst das ein Loch ins Gefüge. Manchmal nur ein kleines, was man leicht verschmerzen kann. Manchmal auch ein ziemlich grosses. Jemand, der geht, nimmt sein Wissen mit und die Erfahrungen, die er im Unternehmen gesammelt hat. Unzufriedenheit als Kündigungsgrund kann sich dann schon mal in negativen Arbeitgeberbewertungen niederschlagen. Das ist nicht gut für die eigene Reputation.

Und ist der Mitarbeitende weg, bleiben die Aufgaben trotzdem da und müssen von anderen erledigt werden. Schliesslich ist ein passender Nachfolger meist nicht so schnell gefunden. Das bedeutet Mehrbelastung für die ehemaligen Kollegen und kann bei denen für Unmut sorgen. Besonders schmerzhaft ist es, wenn sich eine Fach- oder Führungskraft verabschiedet. Die Kosten, die aufgewendet werden müssen, um die Stelle neu zu besetzen, liegen locker im vier- bis fünfstelligen Bereich.

Begeisterte und engagierte Mitarbeiter heute sind eine gute Basis dafür, dass heutige Noch-Nicht-Mitarbeiter morgen Mitarbeiter werden, die am liebsten gestern schon da gewesen wären
und auch viel länger als bis übermorgen bleiben.
Carsten Bach – deutscher Wirtschaftsberater & Trainer

Natürlich lässt sich ein Weggang nicht immer verhindern. Es gibt ja noch andere Gründe, als ein schlechtes Betriebsklima, die Mitarbeitende zu einem Wechsel bewegen. Aber die Atmosphäre am Arbeitsplatz hat man in der Hand. Wer sich um die Mitarbeiterbindung kümmert, verfügt mit einer engagierten und motivierten Belegschaft zugleich über ein perfektes Aushängeschild.

Wie gestaltet man die Mitarbeiterbindung?

Wie schon gesehen, Massnahmen und Instrumente zur Mitarbeiterbindung gibt es viele. Aber wie setzt man sie richtig ein? Zuerst muss man sich darüber im Klaren sein, dass sich nicht alles für jeden eignet. Jemand, der mit Sport nicht viel am Hut hat, freut sich über eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio wohl weniger. Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, eignet sich prima für junge Eltern. Wer aber eine feste Struktur im Arbeitsalltag benötigt, wird kaum davon Gebrauch machen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, welche Wünsche und Bedürfnisse in der Belegschaft überhaupt bestehen. Denn was sich das Management so denkt, trifft nicht immer den Nagel auf den Kopf.

● Gut gedacht – Schlecht gemacht: Ein kleines Beispiel

Ein Unternehmen hat 120 Mitarbeitende und einen eigenen Firmenparkplatz für 50 Autos. Der Parkplatz ist immer voll. Die Geschäftsleitung schlussfolgert daraus, dass der Parkplatz zu klein ist. Also beschliesst man, ihn auf 120 Plätze zu erweitern, damit alle dort kostenfrei parken können. Gesagt, getan. Aber als der neue Parkplatz fertig ist, bleibt er ständig halbleer. Hätte man vorher einmal nachgefragt, wüsste man, dass die Hälfte der Mitarbeitenden ohnehin nicht mit dem Auto zur Arbeit kommt. Am Ende wurde viel Geld für etwas ausgegeben, was nur ein paar wenige wirklich gebraucht hätten.

Welche konkreten Massnahmen zur Mitarbeiterbindung man ergreift, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dabei kommt es auf die Struktur im Unternehmen genauso an, wie auf die Zusammensetzung der Belegschaft. Auch Betriebsgrösse und Budget haben Einfluss darauf, was machbar ist oder nicht. Nicht zuletzt spielt das «Wie» eine Rolle. Giesskannenprinzip – nach dem Motto: alles für alle – oder ganz gezielte individuelle Angebote? Die Entscheidung kann manchmal durchaus heikel sein. Weil manche mehr leisten als andere, sollte man nicht jeden Mitarbeitenden gleichermassen mit Prämien belohnen. Das wäre unfair gegenüber denjenigen, die überdurchschnittliche Arbeit abliefern. Hingegen können von regelmässigen Firmen- oder Teamevents alle profitieren.

Das Betriebsklima als entscheidender Faktor

Für ein gutes Betriebsklima schliesslich ist der Umgang miteinander ganz wesentlich. Das heisst, dass es auch auf der zwischenmenschlichen Ebene passen muss. Zum einen betrifft das die Mitarbeiterführung. Lob, Anerkennung und Wertschätzung sowie eine offene Fehlerkultur bewirken oft mehr zur Mitarbeiterbindung, als so mancher materielle Anreiz. Zum anderen zählt das Verhältnis aller Mitarbeitenden untereinander. Wenn zwei Menschen, die einander nicht grün sind, im selben Team zusammenarbeiten sollen, kann das das Betriebsklima schnell vergiften. Stets die perfekte Harmonie am Arbeitsplatz zu haben, ist wohl eine illusorische Vorstellung. Man kann aber eine Menge dafür tun, dass die Chemie weitestgehend stimmt und damit unnötige Konflikte und Reibereien vermeiden.

Die Chancen, Mitarbeitende zu halten, stehen gut, wenn diese sich mit ihrem Unternehmen und dessen Zielen und Werten identifizieren können. Deshalb beginnt Mitarbeiterbindung schon im Recruiting. Die richtige Personalauswahl orientiert sich nämlich nicht nur an der fachlichen Qualifikation. Daneben sind die persönlichen Eigenschaften, die ein Kandidat mitbringt, sowie seine Wertevorstellungen sehr wichtig. Fehlbesetzungen resultieren oftmals daraus, dass die Bewerberpersönlichkeit nicht genügend Beachtung findet. Wie jemand tickt, hat aber erheblichen Einfluss darauf, ob er sich gut ins neue Arbeitsumfeld einfügt oder nicht. Im letzteren Fall ist dann ein schneller Abgang vorprogrammiert.

Fazit: Fluktuation im Unternehmen wird es immer geben. Und das ist auch gut so. Schliesslich bringen neue Mitarbeitende neue Impulse und Ideen. Ist die Fluktuationsrate aber zu hoch, verursacht das immense Kosten und schadet dem Ruf und der Wettbewerbsfähigkeit. Ein gutes Betriebsklima zu schaffen und so in die Mitarbeiterbindung zu investieren, sollte unbedingt zu einer nachhaltigen Unternehmensstrategie gehören.

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