Interim Management – Leadership auf Zeit

Nicht nur in Krisenzeiten können Unternehmen in eine Schieflage geraten oder plötzlich vor neuen Herausforderungen stehen. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Arbeitswelt stark verändert. Der Ruf nach immer mehr Flexibilität und der rasante technologische Fortschritt haben auch zur Folge, dass Unternehmen sich immer schneller anpassen oder gar neu aufstellen müssen. So etwas gelingt nicht immer problemlos und oft ist hier Hilfe von aussen durch ein Interim Management gefragt. Aber was kann das Interim Management tatsächlich leisten? Welche Aufgaben übernimmt ein Interim Manager? Und welche Vor- und Nachteile gibt es, wenn ein Aussenstehender plötzlich ganz oben im Unternehmen mitmischt?

Definition: Was bedeutet Interim Management?

Der Begriff Interim Management oder auch Interimsmanagement leitet sich vom lateinischen «ad interim» her. Das bedeutet soviel wie «einstweilen» oder «unterdessen». Beim Interim Management geht es um die zeitlich befristete externe Übernahme von bestimmten Managementaufgaben. Unternehmen greifen darauf zurück, wenn Probleme entstehen, die intern nicht gelöst werden können oder sollen. Dabei kann das ganz verschiedene Bereiche betreffen. Seien es ungeplante Vakanzen in der Führungsetage oder beispielweise die Umstrukturierung einzelner Abteilungen. Weil Interim Manager kurzfristig abrufbar sind und meist bei Engpässen einspringen, hat ihnen das ein bisschen den Ruf eines «Feuerlöschers» eingebracht.

Die ersten Interim Manager arbeiteten bereits Anfang der 1970-er Jahre in den Niederlanden. Von dort aus hat sich das Management auf Zeit weltweit verbreitet und ist heute ein eigenes Berufsfeld. Auch in der Schweiz hat der Einsatz von temporären Führungskräften längst Fuss gefasst – Tendenz steigend. Derzeit arbeiten hierzulande geschätzt 1.000 Menschen vollberuflich als Manager auf Zeit. Während es in der Vergangenheit hauptsächlich um Krisenmanagement und Sanierung ging, hat sich der Tätigkeitsbereich für Interim Manager inzwischen unter anderem auf das Projektmanagement ausgeweitet. Nachgefragt werden sie vor allem von Industrie-Unternehmen mit 250 – 1.000 Mitarbeitenden (↗ AIMP Providerumfrage 2019 – Auswertung Schweiz). Und selbst die öffentliche Verwaltung setzt zunehmend auf die temporären Externen.

Einsatzbereiche Interim Management

  • Krisenmanagement

  • Unternehmenssanierung / Outsourcing

  • Projektmanagement

  • Change Management

  • Übernahme einer Führungsposition (ggf. übergangsweise Unternehmensleitung)

Warum Interim Management?

Für den Einsatz eines Interim Managers sind verschiedene Szenarien denkbar. Gerade die Neubesetzung von Führungspositionen ist besonders zeitintensiv. Nicht selten vergehen mehrere Monate, bis eine passende Nachfolge gefunden ist. Zwar kann man mit einer strategischen Personalplanung hier vorbauen und rechtzeitig mit der Suche starten. Wenn aber auf der Führungsebene überraschend eine Vakanz entsteht, muss schnell gehandelt werden. Interim Manager können in der Regel innert weniger Tage diese Lücke füllen. Sie übernehmen die Aufgaben des ausgeschiedenen Mitarbeiters und verlassen das Unternehmen wieder, wenn die Nachfolge feststeht.

Seit einigen Jahren ist die Projektarbeit stark auf dem Vormarsch. Unternehmen brauchen dann für einen begrenzten Zeitraum entsprechende Teams und Projektmanager, die das jeweilige Projekt bearbeiten. Dabei stehen die benötigten Spezialisten nicht immer in den eigenen Reihen zur Verfügung. Auch in einem solchen Fall bietet sich die Beauftragung eines Interim Managers an. Der Interim Manager bleibt, solange das Projekt dauert und das Unternehmen muss sich nicht langfristig binden.

Im Zusammenhang mit Sanierungsmassnahmen wird das Interim Management häufig etwas zwiespältig gesehen. Das liegt daran, dass Sanierungen fast immer mit Personalabbau einhergehen. Für Unternehmen kann es aber ein Vorteil sein, wenn Einschnitte bei den Mitarbeitenden sozusagen von aussen kommen. Denn in diesem Fall bleibt der «Schwarze Peter» nicht im eigenen Betrieb hängen.

Vorteile und Nachteile des Interim Managements

Ein grosser Vorteil des Interim Managements ist, dass ein vorurteilsfreier Blick auf die Unternehmensstrukturen möglich wird. Damit steht der Weg für einen Perspektivenwechsel offen. Ausserdem bringen Interim Manager frischen Wind und neue Ideen mit. Von einem Wissentransfer profitieren schliesslich alle gemeinsam. Des weiteren sind sie keine Bedrohung für die Karrieren der eigenen Mitarbeitenden, weil sie nach Beendigung ihres Einsatzes weiterziehen.

Nachteilig hingegen wirkt sich möglicherweise die Tatsache aus, dass ein Manager auf Zeit die Gepflogenheiten im Betrieb eben nicht kennt. Zudem kann mangelndes Vertrauen die Arbeit des Interim Managers negativ beeinflussen. Nicht zuletzt besteht die Gefahr, dass vertrauliche Informationen nach aussen gelangen. Genauso können Entscheidungen des Interim Managers weitreichende Folgen haben und beispielsweise den Handlungsspielraum eines Nachfolgers einschränken.

Wodurch zeichnet sich ein Interim Manager aus?

Der Job als Interim Manager ist eine selbständige Tätigkeit. Temporärkader verfügen über jahrelange Berufs- und Führungserfahrung. Sie sind auf bestimmte Bereiche spezialisiert, etwa auf IT-Projekte, Banken und Finanzen, Gesundheitswesen oder den Energiesektor. In diesen Bereichen haben sie spezielles Branchen- und Fachwissen und auch selbst dort gearbeitet. In aller Regel sind sie nur für bestimmte Positionen verfügbar. Mit anderen Worten, ein guter Interimsmanager macht nicht alles und überall.

Darüber hinaus zeichnen sich Interim Manager dadurch aus, dass sie schnell einsatzbereit sind und sich genauso schnell in neue Strukturen einarbeiten können. Sie übernehmen nur solche Aufträge, für die sie die notwendigen Kenntnisse haben. Eine Mitgliedschaft beim Dachverband Schweizer Interim Manager (DSIM) zeugt davon, dass sie sich einem Verhaltenskodex für ein qualitätvolles Management auf Zeit verschrieben haben (↗ Kodex DSIM).

Die Mitgliedschaft beim DSIM ist Ausweis für hohe Qualität und Kompetenz im Interim Management.
Homepage Dachverband Schweizer Interim Manager

Ein lang gehegtes Vorurteil ist, dass so ein Manager auf Zeit hohe Kosten verursacht. Das mag auf den ersten Blick so aussehen. Immerhin liegt das durchschnittliche Salär bei mehr als 1.700 CHF am Tag. Hinzu kommen mögliche Spesen. Andererseits entfallen wegen der Selbsterwerbstätigkeit sämtliche Lohnnebenkosten. Unter dem Strich halten sich die Kosten für Interim Management und Festanstellung die Waage.

Interim Manager finden

Manager auf Zeit stammen gar nicht selten aus dem persönlichen Umfeld oder werden aufgrund von Weiterempfehlungen beauftragt. Man findet sie aber auch über spezialisierte Provider. Der Vorteil: Der Interim Manager ist nicht voreingenommen oder unterliegt irgendwelchen persönlichen Verpflichtungen. Ausserdem haben professionelle Provider im Interim Management ein weites Netzwerk und einen grossen Kandidatenpool. Sie können anhand der Bedürfnisse des Auftraggebers schnell passende Kandidaten empfehlen. Damit ist das Interim Management durchaus für die Temporärbranche interessant. Denn auch Personalvermittlungen können sich auf diesen Bereich spezialisieren. Jedenfalls wird die Bedeutung des Managements auf Zeit aufgrund des Wandels in der Wirtschaftswelt wohl weiter steigen.

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